Sonntag, 27. Dezember 2015

Aufgelesen (XIV)

Wie verändern Flüchtlinge aus Syrien den Islam?

Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien. Seit Anfang 2014 haben mehr als 150.000 Menschen aus dem Bürgerkriegsland Deutschland erreicht. Viele werden bleiben. Deutschland, so hat das die Kanzlerin gesagt, wird sich verändern. Aber auch der Islam in Deutschland wird sich wohl wandeln. Nur wie?

Spiegel online, 10. September 2015

Goldenes Zeitalter des Islam

Bereits im 9. Jahrhundert gründete der Abbasiden-Kalif al-Ma’mun in Bagdad das erste Haus der Weisheit. Dort versammelten sich die Gelehrten von Nah und Fern und übersetzten Texte aus dem Griechischen, Indischen und Persischen ins Arabische. Sie widmeten sich zudem der Medizin, Kartographie und Astronomie. „Bei dieser Fokussierung auf die Wissenschaft entdeckten sie auch die Freude an der Erkenntnis“, sagt Dr. Andrea Gropp. Sie ist die Kuratorin der Ausstellung „Häuser der Weisheit – Wissenschaft im Goldenen Zeitalter des Islam“, die an diesem Sonntag im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen um 11 Uhr eröffnet wird.

WAZ, 18. September 2015

Der Islam als Fremder

"Der Islam ist als Fremder geboren und wird als Fremder wiederkehren. Selig sind die Fremden." Das ist eine Aussage des Propheten Mohamed, der sich selbst seit seiner Geburt überall als Fremder gefühlt hatte. Sein Vater starb vor seiner Geburt, seine Mutter gab ihn schon als Säugling an fremde Beduinen ab, um ihn großzuziehen. Als er nach Mekka zurückkam, hütete er Schafe für seinen Stamm wie ein Sklave.

Ihm fehlten Bezugspersonen, Leitfiguren und Vorbilder. Selbst als er eine reiche Witwe heiratete und Karawanenführer wurde, konnte er sein Gefühl der Marginalisierung und Entfremdung nicht überwinden. Er zog sich in eine Höhle zurück und bildete sich ein, der Himmel würde zu ihm sprechen. Der Islam wurde in dieser isolierten Höhle geboren und kann sie nach 1400 Jahren immer noch nicht verlassen.
Die Welt, 26. September 2015

Für Mehrheit gehört Islam nicht zu Deutschland

"Nein", lautet die Antwort von zwei Drittel der Deutschen auf die Frage: "Gehört der Islam zu Deutschland?". Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für die "Welt" hat diese Frage untersucht. Nur 22 Prozent würden zustimmen. Im Osten der Bundesrepublik ist die Ablehnung mit 75 Prozent gegenüber den 60 Prozent im Westen noch ausgeprägter. Besonders mit Blick auf Hunderttausende Flüchtlinge aus islamischen Ländern, die aktuell nach Deutschland strömen, sei das Ergebnis besorgniserregend.

Focus, 7. Oktober 2015

Warnung auf Frankfurter Buchmesse

Der Historiker Wolfgang Benz hat vor einer Hetze gegen den Islam gewarnt. Die Radikalisierung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung sei beunruhigend, sagte er am Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse. Benz moderierte auf der weltgrößten Bücherschau eine Podiumsdiskussion zum Thema „Der Islam gehört zu Europa. Der Balkan als europäisches Zuhause für Muslime“.

IslamiQ, 16. Oktober 2015

Hitler und der Mufti von Jerusalem

Da behauptete also jemand, erst der Mufti von Jerusalem habe Hitler einflüstern müssen, die Juden zu vernichten; Hitler sei alleine gar nicht drauf gekommen. Nun, das wäre nicht weiter der Rede wert, schon alleine weil es (mindestens) in zweierlei Hinsicht absurd ist: Erstens, die Nazis musste man nicht auf die Idee bringen, Juden zu ermorden. Da waren sie schon selbst drauf gekommen. Zweitens, Amin al-Husseini war schlichtweg nicht bedeutend genug, um als großer Ratgeber Hitlers auftreten zu können.

Die Zeit, 24. Oktober 2015

Krieg des Islam gegen sich selbst

Im Westen ist das Datum längst vergessen, für die Welt des arabischen Islam dagegen war der 20. November 1979 eine Zäsur mit katastrophalen Folgen. Mit ihr begann – wie es Navid Kermani bei seiner Friedenspreisrede in Frankfurt formulierte – der Krieg des Islam gegen sich selbst, der fast vollständige Bruch mit seiner Tradition, der Verlust des kulturellen Gedächtnisses, seine zivilisatorische Amnesie. Der multiethnische, multireligiöse und multikulturelle Orient sei untergegangen, diagnostizierte Kermani, "den ich in seinen großartigen literarischen Zeugnissen aus dem Mittelalter studiert und während langer Aufenthalte in Kairo und Beirut, als Kind während der Sommerferien in Isfahan (...) als eine zwar bedrohte, niemals heile, aber doch quicklebendige Wirklichkeit lieben gelernt habe".

Die Zeit, 26. Oktober 2015

Film über muslimischen Alltag

Muslimischen Alltag – wer zeigt den schon? Beispielsweise der Film "Baku - Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung", der mit dem ersten Gebetsruf des Muezzin beginnt. In 18 Episoden erzählen junge Dokumentarfilmer aus Aserbaidschan vom ganz normalen Leben in ihrer Stadt. Klischees sucht der Zuschauer hier vergebens.

Deutschlandradio Kultur, 2. November 2015

Mehr Mitsprache für Islamverbände in NRW?

Die Islam-Verbände möchten ähnlich wie die christlichen Kirchen mehr Einfluss auf die Erteilung ihres Religionsunterrichts in öffentlichen Schulen nehmen. Nach Artikel 7 des Grundgesetzes kann nur eine Religionsgemeinschaft vom Staat die Erlaubnis zur Erteilung von Religionsunterricht verlangen, nicht aber Verbände, die neben anderem auch Religionsangelegenheiten ihrer Mitglieder wahrnehmen. Bislang stimmt NRW die Lehrinhalte des islamischen Religionsunterrichts an 176 Schulen mit einem Experten-Beirat ab. Dies ist eine Übergangslösung, weil es bislang keinen anerkannten Ansprechpartner gab.

WAZ, 11. November 2015

Fast schon Nötigung

Die Forderungen, sich vom Terrorismus zu distanzieren, hält Sadiq „fast für eine Art Nötigung“ und für eine „Farce“: „Wir identifizieren uns ja nicht mit den Wertvorstellungen solcher kranken Mörder.“ Diese handelten im Widerspruch zu Allah. „Wieso sollten wir uns von etwas distanzieren, was wir ablehnen?“

Cicero, 18. November 2015

Zerstörung der Grauzone

Die Bedrohungslage hat sich verschärft. Das zeigte sich, alsin Hannover das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande abgesagt wurde. CIA-Chef John Brennan hält Paris nicht für ein "einmaliges Ereignis" und warnt vor Attacken, die schon "in der Pipeline" seien. Mit welchem Ziel? Ein Schlüsselwort der IS-Propaganda ist die "Zerstörung der Grauzone", in der sich Europas Muslime befänden: zwischen Gut und Böse, dem Kalifat und den Ungläubigen. Die Terrorangriffe sollen den Westen gegen seine muslimischen Bürger aufbringen, eine Überreaktion soll diese radikalisieren. Dann würden sie die "Grauzone" verlassen und in Scharen zum IS überlaufen.

Die Zeit, 19. November 2015

Grüne gehen auf Distanz

Prominente Grüne gehen auf Distanz zu den Islam-Verbänden. In einem gemeinsamen Papier erteilen Parteichef Cem Özdemir und Volker Beck deren Wunsch nach Anerkennung als Religionsgemeinschaften eine klare Absage. „Zum jetzigen Zeitpunkt“ sei eine solche Gleichstellung „weder religions- noch integrationspolitisch wünschenswert“, schreiben sie.
Die Islam-Verbände seien „bislang in ihrer Zusammensetzung national, politisch oder sprachlich, nicht aber bekenntnisförmig geprägt“, begründen sie ihre Haltung.
taz, 23. November 2015

Brillantes Wagnis: Jesus und der Islam

Was Mordillat und Prieur mit ihrer beinahe siebenstündigen Exegese „Jesus und der Islam“ für Arte auflegen, ist ein weiteres Wagnis und eine weitere Zumutung für Fernsehzuschauer - und brillant. Mit der Geburt des Christentums und der Apokalypse haben sich die beiden Spezialisten für religiöse Stoffe nicht weniger minutiös auseinandergesetzt. Nun erkunden sie, wie der Koran und frühe islamische Texte auf den Heiland der Christen blicken, wie sie ihn deuten und welche Zielsetzungen dahinterstecken. Für ihren Film wählen Mordillat und Prieur die denkbar konzentrierteste Form: Wir sehen und hören 26 Wissenschaftler aus aller Welt Annäherungen an Textpassagen wagen, nach Erklärungen tasten, Vorschläge unterbreiten. Mehr Abwechslung als hin und wieder eingeblendete Koranseiten und das Rascheln von Papier gönnen uns die Filmemacher nicht. Es geht um Worte und immer nur Worte, und jedes einzelne liegt auf der Goldwaage.

FAZ, 8. Dezember 2015

Raum für Wertedebatten

Frau Achour, in Deutschland befürchten viele, Flüchtlinge könnten sich nicht an das Grundgesetz halten. Brauchen diese Schüler eine spezielle Staatsbürgerkunde?

Die Vorstellung, dass man Wertkonflikte austragen kann, indem man die Schüler Top down mit dem Grundgesetz konfrontiert, ist falsch. Es wäre aber absolut wünschenswert, wenn es in der Schule einen Raum gäbe, in dem Wertedebatten gründlich ausgetragen werden können.

Tagesspiegel, 21. Dezember 2015

Gemeinsam gegen Gewalt
Der iranische Präsident Ruhani hat es als größte Verantwortung muslimisch geprägter Länder bezeichnet, das Bild des Islam zu korrigieren.
Zu Beginn einer Konferenz in Teheran verwies Ruhani darauf, dass Terror und Massaker sich derzeit überwiegend in der islamischen Welt ereigneten. Er rief alle muslimischen Staaten auf, gemeinsam gegen die Gewalt der Terrormiliz IS und anderer Gruppierungen vorzugehen.

Deutschlandfunk, 27. Dezember 2015

Aufgelesen (XV)
 
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